Weniger Werker – mehr Maloche

35.000 Jobs bei Volkswagen will der Vorstand bis 2030 abbauen. „Rund 20.000 Austritte aus dem Unternehmen bis 2030 sind bereits vertraglich fixiert“, so Personalvorstand Gunnar Kilian bei der Juni-Betriebsversammlung in Wolfsburg. Der Abbau erfolgt vor allem über Altersteilzeit und Abfindungen, ohne betriebsbedingte Kündigungen. Doch die ersten Opfer – ohne Beschäftigungssicherung und Kündigungsschutz – sind Leiharbeitskräfte und befristet Beschäftigte. Für die verbleibende Belegschaft heißt das: mehr Arbeitsdruck.

Für die Befristeten in Braunschweig kam das „Aus“ schon im April, für über die Hälfte der Leiharbeitskräfte in Osnabrück Ende Juni. Auch in Wolfsburg hatte Volkswagen den knapp 370 Befristeten im April mitgeteilt, ihr Arbeitsvertrag würde nicht verlängert – doch wegen eines juristischen Formfehlers des Konzerns waren sie unbemerkt in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis gewechselt. Nach Überprüfung durch Betroffenen-Anwälte erhielten sie alle einen neuen Arbeitsvertrag – ohne Befristung.

Arbeit haben sie zurzeit (mehr als) genug, so wie die ganze Belegschaft: „Ab Juni kommt es zu einer weiteren Verdichtung der Arbeitsprozesse in der Produktion“ („Wolfsburger Nachrichten“, 15.05.2025). Wegen verbesserter Auftragslage gibt es Sonderschichten an den Wochenenden. Sogar über erneuten Einsatz von Leiharbeit wird spekuliert.

In Kassel werden im Juni und Juli über 700 Leiharbeitskräfte nach Ablauf ihrer Befristung nicht weiterbeschäftigt – als Bedingung des Vorstandes für die Vergabe der SSP-Plattform („Zukunftsprojekt“) nach Kassel. Doch ihre Arbeit fällt nicht weg – die restliche Belegschaft buckelt sich bei Pflichtschichten am Wochenende und einer erhöhten Arbeitszeit von 37 Stunden den Rücken krumm.

Wechselbäder

Trotz der Sonderschichten jetzt – die Werkbelegung in den nächsten Jahren ist unsicher. Wolfsburg wird mit der Verlagerung des Verbrenner-Golfs nach Mexiko ab 2027 bis 2030 (SOP des E-Golf) deutlich weniger Einheiten pro Jahr produzieren als jetzt. Laut BR-Vorsitzender Daniela Cavallo wird dann die Arbeitszeit abgesenkt – dafür werden jetzt mit den Sonderschichten Stunden angespart.

Mögliche Verlagerungen aus Zwickau (ID. 3, Cupra Born) könnten die Auslastung in Wolfsburg stabilisieren, aber auch Zwickau existenziell bedrohen. Die Standorte in Dresden und Osnabrück will Volkswagen eigentlich noch vor 2030 loswerden. Der Arbeitsplatzabbau wird durchgezogen wie geplant, doch vom sinkenden Arbeitsvolumen im Zuge der Antriebswende fehlt in manchen Werken noch jede Spur. Der eine Standort blutet langsam aus, der andere schuftet sich die Knie wund – solidarische Werkbelegung sieht anders aus.

Doch die Großaktionäre, wie die Porsche-Familie, könnten daran Gefallen finden, wenn weniger Mitarbeiter dieselbe oder sogar mehr Arbeit erledigen – das erhöht den Profit.