Überproduktionskrise in der Automobilindustrie
Die Presse meldet widersprüchliches: „VW, Ford, Opel/Peugeot: Schwarzer Mittwoch für Europas Autobauer„ (FTD 25.10.), aber auch: „Europas Krise verpufft im VW —Reich„ (BZ/WN 25.10.)
Fakt ist, der Autoabsatz in Europa geht weiter zurück: Frankreich —17,9%, Italien —25,7%, Spanien und Portugal satte 40% weniger. Griechenland wird gar nicht mehr erwähnt. Inzwischen ist auch der deutsche Markt betroffen. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Die Politik der EU fährt, unter maßgeblichem deutschen Einfluss, die Volkswirtschaften der südlichen Mitgliedsstaaten voll gegen die Wand. Das fällt nun auch auf die deutschen Exporte zurück. Wer den Menschen keine existenzsichernde Arbeit und Einkommen gibt, wird ihnen auch nichts verkaufen können. Schon Henry Ford wusste: Autos kaufen keine Autos! Aber die Gier der Konzerne, genauer die Funktionsweise des kapitalistischen Wirtschaftssystems, das bei Strafe des Untergangs das Streben nach Höchstprofiten verlangt, führt immer weiter in die Krise.
Jetzt gehen die Konzerne daran, die selbst geschaffenen Überkapazitäten (ca. 6 Werke in Europa) abzubauen. Ford schließt seine Werke in Belgien(Genk) und in Großbritannien(Southhampton und Dagenham), Peugeot das Werk Aulnay bei Paris und Iveco-Magirus macht seinen Standort Weisweil dicht. Opel und Peugeot werden noch enger zusammenarbeiten um 1,5 Mrd. zu sparen. Auch das wird Arbeitsplätze kosten, Das Werk Bochum steht nach wie vor unter Druck. Weitere Hersteller melden bereits Kurzarbeit, AbfindungsprogrammeFremdvergabe und wie schon 2009 Entlassungen von Leiharbeitern. Wenn auch hier nicht genannt, treffen diese Massnahmen natürlich auch, meist härter, die zahllosen Zulieferer, die sich außerdem einer weiteren Preisreduzierungsrunde stellen müssen.
Selbst wenn der VW-Konzern gegenwärtig der Gewinner im Verdrängungswettbewerb ist, wurden im September 14% weniger VWs verkauft. Die Tageszulassungen steigen und damit die Rabatte. Die Absatzeinbrüche führen zur Absage von Schichten bei Audi und SEAT sowie beim Passat in Emden, bei der LKW-Tochter MAN und zur Rücknahme von Produktzusagen bei VW Osnabrück. Das Ergebnis des 3. Quartals zeigt allerdings, dass VW nach wie vor gut aufgestellt ist:Steigender Umsatz und Gewinn, allerdings ein leichter Einbruch beim operativen Ergebnis.
Da freut die Übernahme von ca. 500 Leiharbeitern in Kassel und die Ankündigung vom Konzernbetriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh, dass es dabei bleibe, bis Ende 2013 weitere 3000 Leiharbeiter zu übernehmen. Allerdings ist es bis dahin noch ein langer Weg und der Druck der Konzernleitung bei sinkendem Absatz wird steigen und vielleicht auch der aus der eigenen Belegschaft, wenn es schlechter läuft als geplant.
Da bei VW im Gegensatz zur Fläche die Leiharbeiter erst nach 36 Monaten übernommen werden müssen, (bei guter Leistung geht es auch eher) meinen wir, es wäre besser, die Übernahme jetzt in trockene Tücher zu bringen und bei Schwierigkeiten dann mit einer geeinten Belegschaft den Kampf aufzunehmen!
Wie in der Vergangenheit sollen die Lasten dieser Marktbereinigung auf die Beschäftigten abgewälzt werden. Dagegen regt sich allerdings auch Widerstand. In Belgien und England reagierten die Beschäftigten sofort mit Protestversammlungen und Blockaden. Weitere Aktionen wurden angekündigt. Aber auch in der Bundesrepublik gibt es Widerstand. Bei Iveco verhinderten Beschäftigte den Abtransport der Maschinen, bei Mercedes in Bremen legten tausende Beschäftigte im Kampf gegen Fremdvergabe die Arbeit nieder. Bei Daimler in Sindelfingen wurden die Verhandlungen über die Reduzierung von Kapazitäten mit ungewohnter Härte geführt. Aber massiver Druck der KollegInnen verhinderte, dass der Konzern die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates aushebelte.
Die Tatsache, dass die Werksschließungen bisher nicht in Deutschland stattfinden und VW gut aufgestellt ist, sollte uns nicht in Sicherheit wiegen. Das kann sich schnell drehen. Bereits jetzt machen Beschäftigte im europäischen Ausland auf die krisenverschärfende Rolle der deutschen Regierung und des Kapitals aufmerksam und fordern von den deutschen KollegInnen Solidarität. Mit Recht!
Wir können nur gewinnen, wenn wir uns international zusammenschließen - gegen das Kapital! Der Aktionstag am 14.November wäre ein Datum, an dem wir Solidarität beweisen könnten.
Und noch eines scheint uns wichtig: die Diskussion in der IGM, wie man den Krisenfolgen begegnen soll. Das Thema Abwrackprämie hat sich erledigt. Und nur die Weiterführung der alten Kurzarbeiterregelungen und ihre Ausdehnung auf Leiharbeiter zu fordern, greift nicht nur zu kurz, sondern den meisten Beschäftigten auch ganz schön in die Tasche.
Was spricht denn dagegen, die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich zur Sicherung der Beschäftigung endlich wieder auf der Tagesordnung ganz nach oben zu setzen? Dass die Verkürzung nicht zur Arbeitsverdichtung führen darf, versteht sich von selbst. Dass sie branchen- und europaweit durchgesetzt werden muß, ebenso. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sind nichts anderes als Arbeitszeitverkürzung — nur auf Kosten der Beschäftigten und der Sozialkassen! Wenn nicht weiter die Arbeiter und Angestellten die Zeche für den bereits laufenden Arbeitsplatzabbau bezahlen sollen, brauchen wir einen geordneten Rückbau der Kapazitäten in der Automobilindustrie. Arbeitszeitverkürzung ist dazu das Mittel der Wahl. Bezahlen sollen die Konzerne, die in der Vergangenheit und wie VW bis heute, glänzend verdient haben!
Kommentar
„Was ist denn nun aus eurer Forderung, das Urlaubsgeld für Azubis wieder einzuführen, geworden?„
fragte Karl unseren Azubi in der Pause —„Du meinst die leistungsorientierte Maizahlung„ schnaufte Kai sichtlich genervt, „wenn Du mich fragst, ist das ein weiterer Versuch, das Leistungs- und Konkurrenzprinzip auch auf die Auszubildenden zu übertragen. VW wird das genauso machen wie bei Euch mit der leistunsorientierten Vergütung. Mehr Geld für alle, aber trotzdem teile und herrsche durch unterschiedliche Höhe der Vergütung. Die Mehrheit der Tarifkommssion hat sich ja darauf eingelassen, und eine Mehrheit der Beschäftigten auch. Meckern tut ihr aber trotzdem!„„ Jetzt hol erstmal Luft, ist doch besser als nichts„, tröstet Michael, „aber Neid und Mißgunst werden damit schon geschürt.„„Dass die IGM das mitmacht, widerspricht einfach ihrem Auftrag, die Solidarität der Beschäftigten zu fördern und gerade auch Schwächere zu vertreten„ wirft Anke ein.
Ich finde auch, die Jugend hat recht und die JAV hat mit ihrem Positionspapier Argumente geliefert , die zu diskutieren lohnt. Leistungsabhängige Bezahlung verstellt den Blick auf die gesellschaftlichen Ursachen unterschiedlicher Leistungen. Sie führt dazu, dass sich Kolleginnen und Kollegen nicht mehr als Menschen mit gleichen Interessen sehen, die gegen das Kapital und die Regierung zusammenhalten müssen und gemeinsam Alternativen entwickeln. Im schlimmsten Fall wird die Unterteilung des Unternehmens in Leistungsträger und Minderleister übernommen.
Den Verlierern in diesem Konkurrenzkampf wird dann unterstellt, dass sie faul und antriebslos sind und selbst schuld an ihrer Misere. Die Umfrage der Bundesanstalt für Arbeit förderte zu dem Thema soviel Vorurteile ans Tageslicht, dass sie sich nun zu einer Imagekampagne veranlasst sieht. Dass die Bundesanstalt durch ihre ausufernden Sanktionen zu diesem Bild selbst beiträgt ist ein neues Thema
Meint jedenfalls Euer Fritz
Kinderarmut
Die Reichen werden immer reicher und die Armen ärmer.
Die reichsten 10 % der Bevölkerung besitzen mehr als 2/3 des Vermögens in Deutschland, die untere Hälfte der Bevölkerung hat gerade mal ein Prozent. Die Gefahr, in Armut zu geraten, ist 2011 sogar noch gestiegen, obwohl die Wirtschaft gut lief.
Hinter den nackten Zahlen verschwindet häufig, dass Armut massenhaft Kinder trifft. Fast zwei Millionen Kinder sind von Armut bedroht. Das ist fast jedes vierte Kind unter 15 Jahren. Es ist eine Schande: In unserem reichen Land muss jedes zwanzigste Kind ohne eine warme Mahlzeit am Tag auskommen.
Die Reichen müssen endlich zur Kasse gebeten werden! Familien brauchen ein ausreichendes Einkommen um leben und mitmachen zu können. Durch einen gesetzlichen Mindestlohn von 10 Euro pro Stunde. Und höhere Steuern für Vermögende ermöglichen Investitionen in Bildung, Kitas und Freizeitangebote. Gebt den Kindern die Wurst zurück!
VW eco up!
Na prima, geht doch! Der VW eco up! hat die Gesamtwertung der Auto-Umweltliste des Verkehrsclub Deutschland (VCD) gewonnen.
Außerdem ist er gemeinsam mit dem Toyota Yaris Hybrid Klimabester. Der VCD lobt besonders, dass Volkswagen den modernen Kleinwagen mit Erdgasantrieb nicht in einer Nische versteckt, sondern massiv bewirbt. Damit hat er das Zeug, zusammen mit der Benzinerversion, die schon seit Ende 2011 erfolgreich verkauft wird, endlich aus der Öko-Ecke rauszukommen und für den Massenmarkt interessant zu werden.
Das wäre wichtig, denn Erdgasfahrzeuge sind günstig im Betrieb, stoßen weniger CO2 aus als Diesel und Benziner und produzieren weniger Abgase. Obwohl diese Vorteile unbestritten sind, konnten sich Erdgasfahrzeuge bisher auf dem Markt nicht wirklich durchsetzen. Ein Grund dafür könnte sein, dass es neben dem erhöhten Kaufpreis zu wenig Tankstellen gibt. Doch der VW eco up! kann sowohl mit Erdgas als auch mit Benzin fahren. Mit seinem kleinen Benzintank von 10 l Volumen kommt er selbst im tiefen Winter soweit wie ein Elektroauto mit einer vollen Batterie unter optimalen Bedingungen.
Wenn VW in dieser Richtung weitermacht, ist das Ziel bis 2018 Weltmeister beim Umweltschutz zu werden, auch zu erreichen. Aber da gibt es durchaus noch Spielraum: z.B. könnten mehr Elemente der ausgereiften Spritspar-Technologie „Blue Motion„ ohne gepfefferten Aufpreis für alle VW-PKW in die Serie übernommen und offensiv beworben werden. Das würde auf jeden Fall in der Öffentlichkeit mehr Sympathie und Erfolge bringen als ständige Scharmützel mit Greenpeace. Und dann wäre auch kein „Briefwechsel„ mit Brüssel nötig, damit die bei schärferen Grenzwerten bremsen. Wohlgemerkt: keine Lösung des ökologischen Problems, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Ganz im Gegensatz zu den völlig unnötigen Offroadern.. Aber damit ist eben Geld zu verdienen!
Eldorado
Die Albrechts, Quandts, Ottos, Porsches und Piechs dieser Republik - die 100 reichsten Deutschen — besitzen ein Vermögen von 307 Milliarden Euro — ein Plus von sechs Prozent allein im letzten Jahr.
Alle deutschen Reichen und Superreichen sitzen auf einem fast 8 Billionen Euro hohen Vermögensberg — das sind 8 000 Milliarden. Dem reichsten Prozent gehört davon mehr als ein Drittel.
Die Reichen wurden in den letzten Jahren immer reicher. Selbst die große Finanzmarktkrise konnte den Vermögenden nichts anhaben. Das Eldorado der europäischen Reichen ist Deutschland.
14.11.
Für den 14.11. ruft der Europäische Gewerkschaftsbund zu einem „Aktions- und Solidaritätstag„ auf.
In Spanien und Portugal, Griechenland, Zypern und Italien wird es Generalstreiks und weitere Massenaktionen geben. In Großbritannien haben bereits am 20.10. über 100.000 Menschen gegen die Kürzungspolitik der Regierung demonstriert, der TUC hat für die „nächste Zukunft„ einen Generalstreik angekündigt. Die Menschen wollen, dass die Banker, die Spekulanten und die Inhaber großer Aktienpakete für die von ihnen verursachte Krise bezahlen, und nicht die normalen Menschen.
Die Euro-Krise hat Deutschland noch nicht erfasst, aber erste Zeichen sind sichtbar. Höchste Zeit um in den Gewerkschaften zu diskutieren, wie auch in Deutschland der Protest gegen das Kaputtkürzen ganzer Länder auf die Straße getragen werden kann. Steht einem erst selbst das Wasser bis zum Hals, ist es zu spät nach Solidarität zu rufen! Menschen sind wichtiger als der Profit.
Strom
Für die Förderung der erneuerbaren Energien müssen die Stromkunden im nächsten Jahr tiefer in die Tasche greifen. Die sogenannte EEG-Umlage steigt 2013 um knapp 50 %.
Diese Mehrbelastung hat aber wenig mit den tatsächlichen Kosten der erneuerbaren Energien, dafür viel mit der Unternehmerfreundlichen Politik der CDU/FDP-Regierung zu tun. Denn z.Z. sind mehr als 700 Unternehmen von der Umlage befreit, für das nächste Jahr haben bereits über 2000 einen Befreiungsantrag gestellt.
Darunter sind z.B. Schlachthöfe und Banken. Das führt dazu, dass die Belastungen einseitig nur auf den Schultern der privaten Haushalte abgeladen werden. Die Unternehmer streichen dagegen Extraprofite ein. E.on und RWE haben allein im ersten Halbjahr 2012 über elf Milliarden Euro Profit gemacht.